LEARNING STORIES

Seit jeher ziehen uns Geschichten magisch an. Sie sind gespeichert im kollektiven Gedächtnis und erfahren kultur- wie sprachübergreifend weltweite Begeisterung. Geschichten berühren uns, sie geben uns Kraft, Identität, Geborgenheit, Verbundenheit, Vertrauen. Sie berühren unser Inneres. Richtig gut erzählte Geschichten bleiben uns für immer in Erinnerung.

Durch einen literarischen Übersetzungsauftrag des autobiographischen Buches „Saisons de Ziniaré“ von Idé Ouedraogo kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit bewusst erlebten Geschichten. Mahnenden Geschichten, Geschichten, die Wissen transportieren, die Bilder erzeugen. Mit einer so unglaublich rüttelnden Kraft, dass sie sich für immer bei mir eingegraben haben. Als Übersetzerin stieg ich ein in die Gefühls-Achterbahn des Autors. Man sollte sich dabei gut festhalten. Die Geschichte rankt sich scheinbar schüchtern um das oft unerbittliche Leben des heranwachsenden burkinischen Jungen und seine Schullaufbahn. Immer mehr wurde klar, dass meine eigene Biografie, ja die der ganzen eigenen Familie, auf diese Weise schmerzlichst hinterfragt wurde. Mit letzter Kraft gelang eine komplette Rohübersetzung, also ein ausbaubares Grundgerüst in deutscher Sprache. Einige Zeit später begann ich, getragen durch diese Grenzerfahrung, selber kurze Geschichten mit und in der Natur in meiner Muttersprache Deutsch zu schreiben. Für meinen Sohn, für mich, für alle, die es wichtig finden, dass wir als Menschen zusammengehören.

Ein weiterer Autor aus Burkina Faso hat mich in der Domäne des Story Tellings sehr geprägt: Malidoma Somé. Obwohl sein Werk „The Healing Wisdom of Africa“ häufig die kulturellen Unterschiede zwischen modernen Industrienationen und dem archaischen Leben des Dagara Stammes und ihre uralten Verbindungsrituale im Rhythmus der Natur zeigt, erzeugte es zumindest bei mir auch zahlreiche Impulse für mehr soziale Verbindungsideen im Allgemeinen. Das Buch ist eine meiner wichtigsten Inspirationsquellen überhaupt. Es schockiert, lehrt Demut vor dem eigenen Tun, dämmt ungesunde Expansionsbestrebungen und führt vor Augen, wie weit durch das immer Mehr haben wollen Einsamkeit entsteht. Was verloren wurde und wie Gemeinsinn wieder beflügelt werden könnte, insbesondere für westliche Industrienationen. Nach einiger Reflexion kam die Idee, dass unsere alten Kulturtechniken ein guter Ansatz dazu sein könnten, in Verbindung mit Geschichten. Daraus wieder ein gemeinsames kulturelles Fest zu gestalten, ein ehrwürdiges Ritual. In einer unterhaltsamen, lustigen oder aufregenden Atmosphäre unseren Kulturschatz auf dieser Ebene wieder ein Stück zu heben. Diese Gedanken leiten uns bei der Entwicklung der Learning Stories.

Die Gründungsidee

Seit mehr als 15 Jahren beschäftige ich mich als Übersetzerin für Englisch und Französisch sowie als Erwachsenentrainerin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Fremdsprachunterricht generell mit der Frage, wie man verschiedene Schwierigkeiten beim ersten Lernen in kreativere Bahnen leitet, so dass sie durch das haptische Erlebnis, auch in der Gruppe, aufgefangen werden können. So dass ein rundum integrierendes System entsteht. Denn die Gruppe gibt Halt, die Gruppe lässt im Prinzip den Einzelnen wachsen, vorausgesetzt, Probleme werden erkannt und geschickt umgewandelt. Kinder brauchen ganz besonders die volle Kreativität der Erwachsenen, um sich im neuen Lernsystem der Schulbücher ab der Grundschule zurechtzufinden. Das ist meine Überzeugung. Denn es geht vor allem darum, allen Kindern ein gerechtes, gutes Fundament zu bieten, das sie reifen und wachsen lässt. In aller Sicherheit.

Dazu bekommen sie über das Geschichtenlernspiel ein festes Fundament, wenn es bestehende Unsicherheiten gibt. Nichts trägt ein Kind mehr, als dass es sich in einer Gemeinschaft aufgehoben und behütet fühlt, so dass es sich frei entfalten kann. Wie schwer das Privatleben wird, wenn es kein Netz gibt, zeigte mir vor etwa zehn Jahren die Erfahrung als Mutter eines ursprünglich rechenschwachen Kindes. In Deutschland gibt es in diesem Fall keine Gebrauchsanleitung. Man schwebt sozusagen als Familie in der Luft und kann sich nirgendwo festhalten. Da selbst erfundene Geschichten in Verbindung mit dem Zählen jedoch sehr gut bei bei meinem Kind funktionierten, beschloss ich, auf dieser eine Verbesserung zu starten, die im übrigen allen Kindern und ihren Eltern zugute kommen kann:

Moving letters – ein System für sich

Ein universell einsetzbares Stempelset bestehend aus magnetischen Holzklötzchen für eine Halterung, die insgesamt 10 Plätze bereit hält: für Symbole und unser Alphabet. Es lässt sich mit jeder beliebigen Geschichte oder auch in kleinerem Umfang mit einzelnen Tierbildern kombinieren. Beim Übergang der mündlichen Geschichten in ihre Verschriftlichung helfen die moving letters Kindern bei der Bewältigung dieser Kodierungsaufgabe. Durch die Kombination von Buchstaben und Symbolen entstehen beim Stempeln Wortbilder, die einen ganzheitlichen Lernansatz ermöglichen und unsere Kulturtechniken zelebrieren. Durch die Gleichrangingkeit von zählenden und buchstabierenden Elementen ergibt sich Entspannung und Spaß.

Als treuer Geschichten-Begleiter hat sich Kuschelkater Carlos dazugesellt. Er ist zum vertrauten Hero der Geschichte geworden und löst immer wieder abenteuerliche Herausforderungen, um sich dann auch wieder genüsslich davon zu erholen. Wie es ein Kater eben so macht.

So entstand über mehrere Jahre das Unternehmen BCME!ER. Es wächst durch immer neue Geschichten, Menschen und neue Erfahrungshorizonte.

Die Geschichtenlesungen sind immer gratis, das ist wichtig, um die Menschen zu vereinen. Die dazu passenden Materialien, Workshops und andere Angebote sind gegen Bezahlung erwerbbar.

Der langen Rede kurzer Sinn – es geht los mit der ersten Story. Sie entsteht in einem kleinen Dörfchen in Süddeutschland: Biberach an der Riss. Von dort aus entwickelt sie sich mit immer wieder neuen Abenteuern und Akteuren, die bei all dem Spaß auch praktische Anleitungen für Herausforderungen des täglichen Lebens parat haben.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die lokale Biberacher Lesung bekommt ihr hier unten. Wie das ganze Abenteuer ausgeht, das erfahrt ihr an gleicher Stelle. Geeignet für Kinder im Alter von 5-ca. 8 Jahren. Bitte als Erwachsener dabei sein. In Biberach testen wir mit mehreren Familien die ersten dazugehörigen Spielsets.
Mehr zu Kuschelkater Carlos unter: www.my-black-cat.de

Bauchweh

Es ist ein sonniger Tag auf dem Hühnerhof. Jenny und Martha, zwei etwas verdutzte Hühner, sitzen in ihrem rutschigen Sägemehl.

Alles rund um sie ist neu. Sie denken über das bisherige Leben beim Züchter nach. Erst vor ein paar Tagen wurden sie hierher übersiedelt. Eigentlich ist es im neuen Zuhause viel schöner, heller, mit einem großen Auslauf und einer herrlichen Wiese. Wenn da nicht ein ziemliches Problem wäre: Jenny hat seit ihrer Ankunft Bauchweh. Es tut so fürchterlich weh. AU WEIA!

Und da können draußen die Regenwürmer noch so verlockend ihre Köpfchen aus der Erde strecken: Jenny weint jetzt bitterlich. Es schüttelt sie am ganzen Körper. Martha fragt: „Was ist los, Jenny? Warum weinst du?“ Jenny schluchzt: „Ich habe so schlimme Bauchschmerzen, Martha. Ich kann nichts fressen. Sicher habe ich was ganz Schlimmes. UHUUUUUUUU!“

Martha läuft besorgt herum. Sie versucht, Jenny zu trösten, aber nichts hilft. Doch im nächsten Moment taucht Carlos, der Kuschelkater auf: Er hatte draußen vor der Tür schon eine Zeit lang in der Sonne gelegen. Sein Fell ist ganz aufgeladen mit Energie. Und das Drama im Hühnerstall hatte er natürlich mitbekommen: mit zunehmenden Störphasen in seiner Entspannung. So schmiedete sich ein Plan in seinem Kopf, wie er helfen könnte.

Nun ist es soweit: „Meine beiden Lieben, ich habe eine Idee, damit es dir Jenny wieder besser geht. Lasst mich nur machen.“ Kaum ausgesprochen, springt er auch schon wieder davon. Jenny und Martha blicken sich verwundert an…